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REBEKA

Resilienz von Einsatzkräften bei eigener Betroffenheit in Krisenlagen

Das Projekt / Projektlaufzeit (01/2016 - 03/2019)

Was passiert, wenn Einsatzkräfte der Organisationen im Zivil- und Katastrophenschutz im Krisen- und Katastrophenfall selber betroffen sind? Wenn eine Grippewelle die Helferinnen und Helfer selber erfasst? Wenn ein Stromausfall die IT-Systeme der Einsatzkräfte lahmlegt oder das Lagezentrum durch Überflutung unbenutzbar wird? Wie können vielleicht Bürger ohne Einsatzerfahrung als Ad-Hoc-Helfer die Einsatzkräfte unterstützen?

Diese und weitere Fragen hat das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Resilienz von Einsatzkräften bei eigener Betroffenheit in Krisenlagen“ (REBEKA) versucht zu beantworten.

STRESSTESTKATALOG

Zur Analyse und Verbesserung der Resilienz der eigenen (Teil-)Einheit wurden aus den Bereichen der Prozessanalyse, psychosozialen Resilienz und Spontanhelfenden Stresstests, basierend auf den Forschungserkenntnissen, entwickelt. Diese geben den (Teil-)Einheiten die Möglichkeit, die eigenen Prozessabläufe zu analysieren und dabei die eigene Anfälligkeit in Krisenlagen zu bewerten und bei Bedarf zu reduzieren. Die Stresstests sind praxisbezogen und methodisch verständlich und unabhängig durch die (Teil-)Einheiten oder Krisenstäbe durchführbar.

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EINSATZHANDBUCH

Dieses kleine Überblickswerk ist ein Hilfsmittel, das sich bewusst an beide Seiten richtet: Einsatzkräfte wie Spontanhelfende. Es ist kein Regelwerk mit steifen Vorgaben, vielmehr ein Hilfsmittel, um Verständnis zu wecken für Entscheidungen, Impulse oder Handlungsweisen der jeweils anderen Seite. Dabei werden Mindeststandards gesetzt, um eine sichere, funktionale und gewinnbringende Zusammenarbeit zu gewährleisten. Der Einsatzerfolg ist die Summe der Bemühungen aller Beteiligten! Nacheinander werden dazu einzelne Themenblöcke angesprochen, wobei sich jeweils die linke Seite an Einsatzkräfte und die rechte Seite an Helferinnen und Helfer aus der Bevölkerung, sog. Spontanhelfende, richtet.

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SCHULUNGSHANDBUCH & -UNTERLAGEN

Dieses Schulungshandbuch ist vornehmlich auf operativ/taktische Zielgruppen, also Einsatzkräfte, Führungskräfte von (Teil-)Einheiten von Katastrophenschutzorganisationen und Mitgliedern von Krisenstäben, ausgerichtet.

In Auszügen werden, innerhalb dieses Handbuchs, die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt REBEKA vorgestellt. Dabei werden Themen nicht in ihrer Vollständigkeit behandelt, sondern in den bereits bestehenden Schulungskontext von Organisationen integriert. Die Schulungen können alleinstehend genutzt werden, greifen aber auf die Vorkenntnisse der Zielgruppen zurück. Konzipiert sind die Unterlagen für Dozentinnen und Dozenten, die über entsprechende strukturelle und inhaltliche Vorkenntnisse in der Thematik verfügen.

Dieses Schulungshandbuch ersetzt nicht bereits bestehende Schulungen zu diesen Themen innerhalb der Organisationen, sondern ist als Aktualisierung und Ergänzung basierend auf den Forschungsinhalten von REBEKA zu verstehen. Viele der Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt REBEKA standardisieren bereits in Teilen erkannte aber noch nicht systematisierte Erkenntnisse und setzen sie in den interdisziplinären Kontext des Projektverbunds. Die teilweise wissenschaftlichen Ansätze sind bewusst zielgruppenbezogen angepasst, um einen besseren Zugang zu der Thematik zu gewährleisten

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TÄTIGKEITENKATALOG FÜR SPONTANHELFENDE

Die Einbindung von Spontanhelfenden war in die Vergangenheit vor allem von Unsicherheit geprägt, welche Tätigkeiten diese Helferklientel ausüben können. Die allgemeine Formel "alle einfachen Tätigkeiten" ist für Führungskräfte wenig aussagekräftig. Vor allem Helfende mit Spezialkenntnissen, können den Einsatzverlauf deutlich beschleunigen.

Mit dem Tätigkeitenkatalog werden mehrere Fragen beantwortet: Was ist zu tun? Eher soziale Tätigkeiten oder Tätigkeiten, bei denen Muskelkraft gefordert ist, Wer kann es tun? Die notwendigen Qualifikationen, das physische und psychische Leistungsvermögen sowie die Planungskennzahlen zur Planung des eigenen Aufwandes (Betreuungsverhältnis) und des Einsatzwertes der Spontanhelfendengruppe. Ergänzt wird der Katalog durch eine Checkliste, auf der die wichtigsten Punkte für die Einbindung aus Sicht der operativen Führungskraft und aus Sicht des Mitglieds eines Führungsstabes vermerkt sind.

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RESILIENZMODELL

Die Freie Universität Berlin befasste sich mit der Fragestellung, welche Belastungen Einsatzkräfte in Deutschland erleben und wie man sie unterstützen und somit ihre psychosoziale Resilienz stärken kann. Dazu wurden zunächst 25 Einsatzkräfte und Experten interviewt und anschließend eine Online-Befragung durchgeführt, an der 774 Einsatzkräfte teilnahmen. Die Ergebnisse zeigen die bedeutsamen Belastungen sowie psychosoziale Ressourcen und Copingstrategien, die bei der Bewältigung helfen und die Resilienz stärken. Diese wurden in einem Gesamtmodell dargestellt. Identifizierte unterstützende Maßnahmen wurden im Rahmen von Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen, wie den Stresstests und dem Einsatzhandbuch umgesetzt umgesetzt.

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Hintergrund und Ziele

Hintergrund

Der deutsche Bevölkerungsschutz stützt sich überwiegend auf ehrenamtliche Einsatzkräfte in den Hilfe leistenden Organisationen. In langanhaltenden Krisenlagen können Einsatzkräfte und die Infrastruktur dieser Organisationen allerdings selbst betroffen sein und ausfallen, so dass die Hilfeleistung nicht mehr garantiert und somit der Schutz der Bevölkerung nicht mehr vollumfänglich gewährleistet werden kann.

Zunehmend sind Hilfsorganisationen auch mit Bürgern ohne Einsatzerfahrung (Spontanhelfende) konfrontiert, die ausgebildete Einsatzkräfte im Bereich der Gefahrenabwehr unterstützen wollen. Diese Unterstützung bedarf einer umfassenden Integration der Spontanhelfenden in die Arbeitsabläufe und Strukturen der Einsatzorganisationen.

Ziele

REBEKA strebt einen Beitrag für hilfeleistende Organisationen im Bevölkerungsschutz durch die Entwicklung von adaptionsfähigen Lösungskonzepten an. Hierbei sollen die Säulen der Resilienz (Akteure, Ressourcen, Strukturen und Prozesse) ganzheitlich betrachtet und als Leitlinien zur Steigerung der Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit des deutschen Bevölkerungsschutzes integriert werden.

Forschungsfragen

REBEKA adressiert die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der im Bevölkerungsschutz tätigen Organisationen unter der Maßgabe großer interner Belastungen durch begleitende oder ergänzende Umstände bei der Krisenbewältigung.

Im Fokus steht die Steigerung der internen Resilienz durch die Untersuchung und Beschreibung der Kompensationsmöglichkeiten auf drei Ebenen:

  1. Wie kann die Resilienz der Einsatzkräfte durch persönliche und organisatorische Maßnahmen gestärkt werden?

  2. Wie sollten die Prozesse der Hilfe leistenden Organisationen des Bevölkerungsschutzes und deren eigene Notfallpläne gestaltet werden, damit sie auf einen Ausfall von Einsatzkräften und Infrastruktur adäquat reagieren können?

  3. Wie kann die Resilienz der im Bevölkerungsschutz tätigen Organisationen durch die Integration von Ad-Hoc-Helfern gesteigert werden?